Heilkunde im Mittelalter
Mittelalterliche Heilkunde war zunächst die Medizin des geistlichen Standes und wurde bereits an Universitäten gelehrt. Wie schon bei den Griechen, Römern und Arabern schrieben ärzte Rezepte und sie führten auch chirurgische Tätigkeiten aus. Da die Mönche jedoch hierdurch oft in ihrer religiösen Pflicht nicht ausreichend nachkamen, nahmen weltliche Herrscher Anstoß an deren heilkundlicher Tätigkeit und untersagten diese sogar mit dem Konzil von Tours. Im achten Kanon wird hier ausgesagt, dass Angehörigen des Klerus die Heilkunde verboten sei und wer länger als zwei Monate dem Kloster fernblieb, der wurde exkommuniziert. Dies führte dazu, dass sich die Mönche aus der mittelalterlichen Heilkunde nahezu vollständig zurückzogen.
Die verschiedenen Arten der Heiler
Der ärztliche Stand veränderte sich dadurch grundlegend. Man könnte die Heilkundigen in drei Klassen unterteilen. Da gab es zunächst die Doktoren, die an der Universität die mittelalterliche Heilkunde erlernt hatten. Sie folgten inhaltlich der Schule des Galenus und es scheint, als hätte es für sie nichts Wichtigeres gegeben, als immer neue Heilmittel mit möglichst vielen, teils hanebüchenen, Inhaltsstoffen zu entwickeln. Diese vermerkten sie nach der Anwendung genauestens in ihren medizinischen Notizen. So beschrieb der berühmte Arzt Johann von Gaddesden, dass er den Prinzen Englands neben vielen Diät-Vorschriften und Mitteln zur Heilung der Pocken auch in ein scharlachrotes Tuch gewickelt habe. So sei der Thronfolger angeblich von den Pocken geheilt worden.
Dann kamen die Chirurgen, auch Bader genannt, die ihr Handwerk wie ein Lehrling erlernt hatten. Sie fand man bei großen Märkten immer wieder von Kranken und auch Neugierigen umringt, die sich die Zurschaustellung der Behandlung nicht entgehen lassen wollten. Und so wurden nach der mittelalterlichen Heilkunde Furunkel geöffnet, der Star gestochen oder Zähne gezogen und all das vor großem Publikum, das oft nur durch einen Vorhang vom Kranken getrennt war und die Schmerzensschreie desselben genoss.
Schlussendlich gab es die Apotheker, die Heilmittel zubereiteten und verkauften, uns auch unter dem Begriff Krudener bekannt. Heilkundige Frauen, die mittelalterliche Heilkünste durch die Anwendung von Kräutern oft nachhaltiger beherrschten, leisteten ihre Hilfe im Geheimen, da sie der Hexerei bezichtigt werden konnten und dann auf dem Scheiterhaufen endeten. Auch Juden waren gelehrt und kannten sich in der Heilkunst besonders gut aus, aber Christen ließen sich von ihnen nur selten behandeln und sie wurden wegen ihrer Kenntnisse häufig verfolgt.
Scharlatane gab es zu dieser Zeit zu Hauf und es war nicht leicht an jemanden zu geraten, der die Heilkunst wirklich beherrschte.